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Beitrag vom 07.02.2013
Diane Weigmann - Kein Unbeschriebenes Blatt
Nele Herzog
"Immer, ja wirklich immer haben Typen wie du was auf die Fresse verdient." Diese Songzeile aus dem Ärzte-Song "Manchmal haben Frauen", prägte sich schon nach einmaligem Hören des Radiohits aus...
... dem Jahr 2000 ins Gedächtnis ein.
Die scheinbar nur sanfte weibliche Stimme welche in dieser ironischen Anti-Macho-Hymne den gewalttätigen Typen in seine Schranken verweist, gehört Diane Weigmann. Dieses musikalische Projekt ist für die Berlinerin mit den knallroten Haaren nur eines von vielen auf dem Weg zu ihrem nunmehr siebten Album gewesen. "Kein Unbeschriebenes Blatt" heißt es und dieser Titel macht unmissverständlich klar: Sie ist in ihrer musikalischen Karriere weit gekommen, hat unterwegs so manches ausprobiert und auch vieles riskiert.
Während des Arbeitsprozesses am Album befanden sich auf dem Studioboden etliche beschriebene Blätter auf einem chaotischen Haufen und dieser bildet nun das Gesamtkonzept, unter dem die zwölf Songs auf ihrem dritten Solo-Album zusammenfassbar werden.
Diane Weigmann singt schnörkellose Texte auf teils ruhige, manchmal rockige Gitarrenmelodien. Ihre Stimme klingt kräftig und klirrend klar, wenn sie von Alltäglichem und Außergewöhnlichem singt. Es geht um Glück und Unglück, das geliebte Menschen bescheren können, Abschiede, große Entscheidungen und die ganz normalen Tage dazwischen. Während die Songs an die ZuhörerIn in jeder Lebenslage appellieren, verraten sie auch gleichzeitig so einiges über Weigmanns Privatleben. Auf ihrer Internetseite gibt sie zu verstehen, dass ihre Songs nicht immer nur für Andere entstehen, sondern in erster Linie für sich selbst erdacht sind:
"Mit meiner Musik ordne ich meine Lebensumstände, initial schreibe ich also ein Lied nie nur für andere."
Seit dem Erscheinen des Vorgängeralbums "Im Zweifelsfall noch immer" in 2007 hat Diane Weigmann also quasi ständig Stoff für neue Musik gesammelt. Das gefühlvolle "Immer schon ein Teil von mir" schrieb sie nach der Geburt ihres Sohnes:
"Du bringst tausend Glücksmomente und ein ganz neues Gefühl/ Stellst mein Leben auf den Kopf und lachst mich aus/ Ich hab tausendfach versucht, ein neues Wort dafür zu finden/ Und am Ende läuft es doch auf ´Liebe´ raus"
In "Tief" trauert Weigmann einem alten Bekannten nach, den sie ewig nicht gesehen hat, aber doch nicht vergessen kann:
"Doch was ist in der Zwischenzeit alles geschehen?/ Hast du Familie?/Vielleicht ein Kind?/ Die große Liebe und ordentlich Rückenwind?"
Gute Laune nach so viel Nachdenklichkeit machen die Uptempo-Nummer"Hand aufs Herz" und die erste Singleauskopplung "Sieben Leben", die durch den Einsatz einer Westerngitarre Countryfeeling aufkommen lässt. Immer wieder erinnern Weigmanns Lyrics aber an Momente vor und nach großen Entscheidungen, die Stille vor dem Absprung, den freien Fall und das schöne oder unschöne Gefühl nach Erfolgen oder Misserfolgen. Das mag daran liegen, dass die Künstlerin für dieses Album einen mutigen Schritt gewagt hat: Sie entschied sich gegen eine bloße Existenz als Berufsmusikerin, löste kurzerhand ihren Bausparvertrag auf und gründete ihr eigenes Label namens "Rotschopf Records", um die Produktion des Albums selbst in die Hand nehmen zu können.
"... nach vielen Jahren in der scheinbaren Sicherheit branchenüblicher Plattenverträge, wollte ich endlich die volle Verantwortung. Und zwar nicht nur für meine Musik - die habe ich mir noch nie nehmen lassen - sondern auch darüber hinaus, im Umgang mit meinem Album. Ich wollte Verantwortung für die Art, wie es dem Publikum zugänglich gemacht wird und dafür, wie ich selbst Erfolg definiere."
Sie konnte sich glücklicherweise bei der Arbeit an dem Album auf ein Netz treuer Fans verlassen. Über eine Crowdfunding-Plattform im Internet ersteigerten sie Gegenstände wie ihre Studiogitarre oder von der Mutter selbstgestrickte Socken, aber auch kleine Ereignisse wie einen gemeinsamen Besuch bei ihrem Lieblingsitaliener oder ein Studiotag, inklusive Duett mit der Künstlerin persönlich, konnten käuflich erworben werden. Alle UnterstützerInnen erhielten zusätzlich jeweils eine Vorabkopie des Albums, inklusive Informationen über den Entwicklungsstand des mitfinanzierten Projekts. Auf ihrer Facebookseite machte Weigmann parallel fleißig Werbung für ihre Sache, postete regelmäßig Bilder und bedankte sich für jedes Fünkchen Unterstützung.
Zur Künstlerin: Diane Weigmann, geboren 1974 in Berlin, gründete mit gerade einmal fünfzehn Jahren die vierköpfige Mädchenband Lemonbabies, welche in den Folgejahren unter anderem mit den Ärzten tourte, Alben auf dem Label der Fantastischen Vier veröffentlichte und einen Fernsehauftritt in der Lindenstraße hatte. Die Band legte 2002 eine Pause ein, Weigmann blieb jedoch der Musik treu und begann Popularmusik in Hamburg zu studieren. Zurück in der Heimat Berlin schrieb sie Songs für KünstlerInnen wie Yvonne Catterfeld und Juli. Im Jahr 2005 ging sie schließlich mit ihrem ersten Solo-Album "Diane-Das Album" eigene Wege. Die erste Singleauskopplung "Das Beste" brachte ihr eine Nominierung für einen "German Radio Award" in der Kategorie "best female pop national" ein. Das Artwork von "Kein unbeschriebenes Blatt" gestaltete die freie Illustratorin Anke Weckmann.
AVIVA-Tipp: Diane Weigmann gelingt es in "Kein Unbeschriebenes Blatt" mit originellen Texten und eingängigen Refrains die Zuhörerin in jeder Lebenslage zu erreichen. Tiefgehende Balladen reihen sich an locker-leichte Akustikgitarrenstücke, ein rockiges Duett folgt einer gutgelaunten Uptempo-Nummer. Weigmann ist eine ehrliche Macherin, das äußert sich nicht nur in ihrer aufrichtig-geradlinigen Stimme, sondern wird auch durch die Entstehungsgeschichte des Albums deutlich. Die Lieder darauf könnten stellenweise experimentierfreudiger sein, genügen sich aber größtenteils in ihrer Einfachheit selber, sind von Herzen und zum Mitfühlen gemacht.
Diane Weigmann
Kein Unbeschriebenes Blatt
VÖ: 8.2.2013
Rotschopf Records/ Indigo
Weitere Informationen unter:
www.dianeweigmann.de
Diane Weigmann auf Facebook
Diane Weigmann EPK 2012/2013 auf YouTube
www.pledgemusic.com